Warten auf die Muse: Persönliche Kurzgeschichte – Gute-Laune-Gedicht inklusive

Die Abenddämmerung schleicht sich an einen immer von hinten heran. Unerwartet, zu spontan, mit einer nächtlichen Kühle einhüllend. Nicht jedoch die Muse: Auf die warte ich heute vergebens. Den ganzen Tag lang. Ich habe sie mir herbeigesehnt; versucht, sie zu mir zu locken, sie zu einem Musenkuss zu zwingen. Mit allen Tricks. Das Ergebnis? Nix!

Nun sitze ich hier, an einem schönen Ort mit Blick auf die Berge. Vor mir – der Sonnenuntergang am Horizont. Hinter mir? Ein Tag des mühseligen Wartens. Auf sie: die gute alte Muse. Ich hätte auch zur jungen Muse ‚Hallo‘ gesagt. Doch keine von denen erschien mir: ob jung oder alt. Scheinbar lässt so eine Muse gerne auf sich warten. Vor allem, wenn sie weiß, sie wird dringend erwünscht.

Auszeit wird zur müßigen Wartezeit … auf die Muse

Es ist kein Witz: Ich habe mir eine ganze Woche freigenommen. Um ihr hier, in den österreichischen Alpen, zu begegnen. Wo soll sie denn sonst leben, wenn nicht an diesem Ort mit guter Bergluft, imposanten Gipfeln – und einem brautweiß-blühenden Kirschbaum direkt vor meiner riesigen Terrasse? Und sie? Sie lacht wohl über mich; lässt mich (un)geduldig warten. Dabei weiß sie, wie viele Geschichten für die Seele ich dieser Welt noch schenken möchte – ja schenken muss …! Und sie? Sie will mir nicht einmal ein Küsschen schenken …

Doch plötzlich, als ich es am wenigsten erwarte und die Nacht mich mit ihrem schwarzen, kalten Gewand vollends zu verschlingen droht, geht mir in der kaum abwendbaren Dunkelheit ein Licht auf. Die Muse schickt auf mich eine Amsel los! Diese huscht mit einem Affenzahn über meiner Schulter, direkt an meinem Ohr vorbei. Damit wendet sich für mich das Blatt.

Während die wuselige Horde von Amsel-Verbündeten ihr Gute-Nacht-Lied zum Besten gibt – was für ein musikalisches Arrangement! –, sitze ich vorerst uninspiriert da, immer noch in leichte Schockstarre versetzt. Dann kommen mir die ersten Reime in den Sinn. Einer nach dem anderen. Ich ergreife die Chance, greife zum Laptop und schreibe diese Zeilen einfach nieder, ohne nach ihrem Sinn zu fragen. So, wie sie kommen: eine nach der anderen.

Hat sich das Warten auf die Muse doch gelohnt? Wer weiß. Mir geht es auf jeden Fall viel besser – ich fühle mich amüsiert. Wenn das kein typischer Musenkuss war, dann sicherlich ein ordentlicher Knutscher.

Ich schmunzle über das Ergebnis – und danke der Muse für ihre leichten Füße … Sie hat mich mal wieder überrascht: von hinten herangeschlichen, während ich nach vorne, gen Westen blickte. Da, wo für gewöhnlich die Sonne untergeht, ging für mich an diesem Abend doch noch ein Lichtlein auf.

Dieses Gedicht über den Musenkuss ist ein Beweis:

Musen sind gar nicht so leicht zu küssen – und wenn sie kommen, dann auf leichten Füßen

Kann man Musen eigentlich selbst küssen?
Oder muss man dann für die trostlosen Versuche büßen?
Ich versuche mal mein Glück
und nähere mich einer – für einen Musenkuss – ein ganz gutes Stück …

∗∗∗

Sie weist mich jedoch zurück!
Was für ein Pech, was für ein Miststück!
Die Uhr tickt, ich warte und döse.
Doch die Warterei ist heute vergebens – gleich bin ich ihr böse!

∗∗∗

Während ich diese Zeilen hier tippe,
bringen mich die damischen Amseln im Baum zum Ausflippen:
Sie müssen wohl auf so einen Musenkuss nicht warten
und übernehmen die Initiative – zumindest in meinem Garten.

∗∗∗

Nun, schön. Was kann ich denn von so einer Amsel lernen?
Außer herumzufliegen und zu lärmen?
Ach ja, es ist kein Lärm – sie singen wohl die Muse herbei!?
Das versuche ich mit einem Liedchen auch mal nebenbei …

∗∗∗

So sitze ich im Garten im schwindenden Tageslicht.
Der Abendnebel verdichtet sich – und ‚wie von allein‘ entsteht dieses Gedicht.
War sie vielleicht doch noch da – die liebenswerte Muse?
Waren sie es vielleicht doch noch – ihre lohnenswerten Küsse?

∗∗∗

Da ich es nicht weiterweiß, nehme ich mir die Zeit der Muße.
Mit meiner heutigen Uninspiriertheit habe ich sie wohl bereits getan, die lästige Buße.
Insgeheim hoffe ich auf morgen – und auf die kitzligen, witzigen Musenküsse.
Und für euch hinterlasse ich hier meine herzlichen Abendgrüße!


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Titelbild: © Milo Weiler / Unsplash

 

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