Eine wahre Hochzeitsgeschichte
Zu dieser kurzen Fabel inspirierte mich mein Hochzeitstag – ein magisches Fest im Grünen, im Kreis der engsten Freunde, voller Wärme, Licht und Zuversicht. Die Geschichte handelt von drei wichtigen Pfeilern, die mich durchs Leben tragen: Liebe, Freundschaft und Natur. Denn in der Liebe finde ich Glück, in der Freundschaft den Halt und in der Natur – meine Ruhe und die Antworten auf alle Fragen.
♥ Als Teil der Natur erkenne ich mich selbst in Pflanzen, Insekten und Tieren: Wie ein Schmetterling entwickelte ich mich aus einem unbedarften Mädchen zu einer gestandenen Frau; für meine seelische Stabilität brauche ich meine Wurzeln und wenn ich meine Nächsten verteidigen muss, werde zu einer Löwin!
Meine größte Bewunderung gehört dennoch Bäumen. So basiert meine kurze Fabel auf dem sogenannten „keltischen Baumkreis“. Die Kelten sollen an die besonderen Eigenschaften der Bäume geglaubt haben – und daran, dass diese Parallelen mit menschlichen Charakteren aufweisen. Diesen Glauben übernahm ich für meine wahrheitsgetreue Fantasie-Geschichte für Erwachsene: So verstehe man unter dem „Baumpaar“ das Ehepaar und erkenne in allen „Baum-Gästen“ gute alte Freunde. Das farbenfreue Leuchten steht dabei für die Liebe und der Baumkreis selbst – für die wahre Freundschaft …♥
Kurze Fabel
Ein besonderer Tag erwacht
Das „nachtmüde“ Licht kämpfte sich durch den federleichten Dunst des Morgengraus. Die zaghaften Sonnenstrahlen schufen es gerade an die Himmel-Oberfläche, welche langsam seine Farbe von Grau, zu Rosa, bis hin zum strahlenden Blau wechselte. Nach und nach senkte sich das goldene Sommerlicht auf die taufeuchte Erde hinab und erleuchtete eine satt-grüne Wiese in einem großen Garten. Nun war es deutlich zu erkennen: Mit einem „normalen“ Garten hatte dieser nur wenig gemeinsam …
Die Bäume, die sich hier zu einem besonderen Baumkreis versammelten, waren alle verschiedenartig, so dass mancher Beobachter denken könnte, sein Schöpfer muss keine Ahnung von der Gartenkunst gehabt haben. Aufgewachsen in unterschiedlichen Gegenden, speicherten sie ihre ganz persönlichen Erfahrungen und entwickelten ihre eigenen Charaktere zur Perfektion. So war es kein zufälliges Sammelsurium! Denn genau um ihre Eigenarten ging es, als all diese Bäume von einer empathischen Pappel und einer energischen Esche eine Einladung zum Gartenfest bekamen – und ihr folgten.
Vor allem Liebe
Als Baum der Selbsterkenntnis besaß die Pappel eine besondere Eigenschaft, nicht nur sich selbst, sondern auch andere Waldbewohner „zu erkennen“. Seine sensiblen Antennen schienen jede fremde Blattbewegung zu merken und zu verstehen, so stand er oft seinen „Mitbäumen“ mit Rat und Tat zur Seite. Als treuer Freund und hilfsbereiter Lebensbegleiter war er im Wald sehr beliebt, denn jeder fühlte sich in seiner Nähe geborgen und verstanden und gewann schnell seine Freude und das Vertrauen ins Leben zurück.
Die freiheitsliebende, umtriebige Esche kam aus einer entfernten Gegend, hatte sich jedoch in dem einheimischen Wald schnell gut verwurzelt, wurde bald als ebenbürtige Waldbewohnerin aufgenommen und machte an einem Sommersonnenwendetag die Bekanntschaft der Pappel.
Als Baum der Energie half die Esche der Pappel – mit ihrem unerschöpflichen Potenzial und der regen Fantasie –, sich besser zu erkennen und gewann auch selbst von dieser Bindung sehr viel. Die quirlige Esche ließ sich von der bedachten Pappel erden und besänftigen, wenn ihre Energie mal wieder ungebändigt aus ihr hinausströmte. So schlossen sich die Pappel und Esche schnell ins Herz und ließen ihr Wurzelwerk ineinander wachsen.
Fest der Liebe
Die geladenen Bäume kannten die beiden Gastgeber bereits gut, so nahmen sie die Reise gerne auf sich, neugierig und erwartungsvoll, um dem besonderen Gartenfest beizuwohnen – und auch ihre eigene Bedeutung für die geheimnisvolle Zeremonie herauszufinden.
Die Göttin der Sonne war ebenso eingeladen und brachte als Gabe das perfekte Sommerwetter mit. Nun herrschte ein fröhlich-gelassener Trubel auf der Gartenwiese … Einer nach dem anderen trudelten die Baum-Gäste ein, richteten sich in ihrer ganzen Laubpracht her und warteten geduldig und gespannt darauf, was wohl alles kommen mag …
Unter den Gästen war ein charismatischer Haselbaum, der heute eine besondere Aufgabe auf sich nahm: Die empathische Pappel und die bewegte Esche mit dem Wurzelbund der Liebe zu vereinen und das geheimnisvolle Fest anzuleiten. Als Baum der Wahrheit wurde die Haselnuss im Walde sehr geschätzt. Da Lügen in ihrer Nähe keine Chance hatten, versprach das heutige Ereignis zu einer Festlichkeit der Aufrichtigkeit zu werden!
Mutig und offenherzig stellte sich der Haselbaum in die Baumkreis-Mitte und schickte seine Pfeile der Wahrheit in alle Richtungen, so dass die Gäste es nicht anders wussten, als ihre Herzenstüren zu öffnen. Der charmante Baum sprach nicht nur zu den anwesenden Waldgesellen, sondern auch zu Himmelsbewohnern, bat sie um Segen und Hilfe und bekam diese schleunigst. Nun leuchtete die Wiese im goldenen Licht auf, denn sie war voll von Engeln und ihrer göttlichen Energie. Als Ehrengäste kamen auch die beiden Schutzpatrone der Gastgeber, die Erzengel Gabriel und Chamuel, vorbei – und brachten viel weise weibliche Kraft für die Lebensbindung der beiden Gastgeber mit.
In der Zwischenzeit flatterten auf der Gartenwiese Hunderte von farbenfrohen Schmetterlingen. Waldtiere schlichen sich aus ihrem Versteck und wohnten dem magischen Geschehen bei. Der leichte Sommerwind streichelte erfrischend, in seinem unsichtbaren Tanz walzierend, über das feierliche Laubgewand der Gäste …
Der Haselbaum sprach unermüdlich und wahrheitsgetreu über Liebe in all ihren Farben und Facetten, über Vertrauen, Hingabe, Hoffnung, Verständnis und Selbstliebe. Dazu ließ er wunderschöne Melodien erklingen und versenkte die Baum-Gäste in einen Zustand verträumt-melancholischer Leichtigkeit. In dieser Schwebe gingen alle Herzen immer mehr auf – und gleichzeitig färbte sich das Licht über dem Baumkreis immer bunter.
Nachdem sich das Baumpaar das Eheversprechen gab, war die Zeit reif, die Glückwünsche zu säen. Einer nach dem anderen traten die geladenen Bäume vor, erbaten vor den anwesenden himmlischen und irdischen Mächten des Lichts um das ewige Glück und den Segen für die, nun mit dem Liebeswurzelbund vereinten, Pappel und Esche. Der zauberhafte Geist der Liebe & Harmonie breitete behütend seine zarten Flügel über dem Garten aus …
Doch es ging nicht nur um Liebe an diesem Tag!
Gaben für die „Gute Sache“
Vom Haselbaum bekamen die Gäste eine besondere Aufgabe: Sie sollten sich derer einzigartigen Eigenschaften bewusst machen und diese zum berufenen Baumkreis, in Stein gemeißelt, mitbringen.
Neben den guten Wünschen hatte nun jeder der Baum-Gäste einen mit seiner Besonderheit geladenen Stein dabei, den er, behutsam und bedacht, in eine Holzschale hineinlegen musste –
für eine „Gute Sache“, hieß es …
Als erstes legte der Haselbaum etwas von seiner wahrheitsliebenden Natur hinein, damit die „Gute Sache“ immer aufrichtig bleibt. Das getraute Baumpaar spendete eine gute Portion Einfühlvermögen und einen großzügigen Schuss Energie und Lebhaftigkeit – damit der „Guten Sache“ nie das Verständnis und die Lebenskraft ausgehen.
Es war noch eine verwandte Esche da, die mit der Pappel auf derselben Wiese aufwuchs und mit ihr sogar eine der Wurzeln teilte. Sie war ein äußert robustes Esche-Exemplar, das sehr viel auf sich nehmen konnte, fest verwurzelt im Leben stand und einen ausgeprägten Forschergeist besaß. Ihr „Eigenschaften-Stein“ war unerlässlich, um die „Gute Sache“ belastbar zu machen und sie mit Toleranz und Ausdauer zu versehen.
Von den zwei engbefreundeten Ulmen, die als Lebensbäume des Erwachens bekannt waren und als unzertrennliches Paar durchs Leben wuchsen, kam die Gabe der Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft und Geradlinigkeit hinzu. Die beiden Realisten gaben nämlich jedem „Hilfesuchenden“ Halt und Orientierung und setzten sich für Interessen anderer ein!
Und welche „Gute Sache“ kommt ohne Ungezwungenheit und Frohsinn aus? So waren gleich zwei Linden anwesend: als Baum der Harmonie und Geselligkeit. Die weibliche Linde war ein wahrer Meister der beiden Eigenschaften. Durch ihre leichte, offene Art, auf Fremde einzugehen und die Fähigkeit, zuzuhören und „zu erhören“, zog sie immer andere Artgenossen an und brachte sie zusammen. So war in ihrer Nähe immer was los! Die männliche Linde war zudem ein fröhliches Gemüt und sorgte in jeder Gesellschaft für die Leichtigkeit der Unterhaltung. Beide zogen sie als zuverlässige Gefährten durchs Baumleben.
Kommen viele Gesellen zusammen, ist die nächste wichtige Eigenschaft gefragt: die Geduld. Diese brachte die Kiefer mit, indem sie etwas von ihrer bescheidenen, gutmütigen Art in die Holzschale gab. Ihr fester Stand und ein gutes Wurzelwerk waren für die vernünftige und genügsame Kiefer immer wichtig, um auch die „Trockenzeiten“ zu überstehen.
Anders der Ahorn, der der Gabentruhe großzügig jede Menge Freiheit beisteuerte. Denn nur so kann die „Gute Sache“ wachsen und sich weiterentwickeln – zu etwas Individuellem, wie der Ahorn selbst. Die gespendete Freiheit war zudem von besonderer Art: eine Freiheit, die sich selbst erforscht und sich ständig neu erfindet.
Der Baum der Stärke – die Eiche! – streckte seine imposante Statur und warf eine gute Prise von seinem Mut in die Gabenschale hinein. Im Walde war die äußerst auffällige Eiche durch ihr kreatives, individuelles Auftreten und Handeln, sowie für ihre Standhaftigkeit in allen Lebenslagen bekannt.
Der Nussbaum, als Baum der Leidenschaft, zögerte ein wenig, welche seiner kontrastvollen Eigenschaften er doch gerne spenden würde. Kurzentschlossen gab er für die „Gute Sache“ großzügig etwas von seiner Strebsamkeit und dem Fleiß ab.
Zuletzt meldete sich die aus der Ferne gekommene Zypresse, der Baum der Ewigkeit, zu Wort. Als einer der ältesten Bäume auf dem Planeten trug sie mit Gelassenheit die ganze Weisheit der Welt in ihren Wurzeln, so dass sie kaum noch etwas aus der Ruhe bringen konnte. Auf eine magische Art fühlte sich jeder Waldbewohner zu ihr hingezogen und verstand sich auf Anhieb mit dem mystischen Baum. Sie versiegelte die Schale mit dem letzten Stein – dem Stein der Erhabenheit und Zuversicht.
Fest der Freundschaft
Als die Schale voll mit den verschiedenförmigen Steinen war, offenbarte der Haselbaum das Geheimnis dieser Zeremonie:
Der Kreis der wahren Freundschaft zwischen den Baumkreis-Teilnehmern sei nun besiegelt und die Holzschale soll all die wichtigen Eigenschaften dieser Gemeinschaft auf immer und ewig bewahren.
Die Baumgesellschaft drückte mit einem beschwingten „Huhhh“ die fröhliche Verwunderung aus. Das allerletze Mal wirbelte der Wind die angenehm-sommerliche Luft und das farbenfrohe Licht auf, das in diesem Moment aus den offenen Baum-Herzen floss und sich über die Wiese ergoss. Die Farben, die nun über dem Baumkreis schwebten, waren so schön, wie sie die Welt noch nie sah! Die Göttin der Sonne nahm sie schleunigst auf und bündelte sie zu einer gebogenen Luft-Brücke, die zwei gegenüberliegende Garten-Seiten miteinander verband. Diese leuchtete so faszinierend bunt, dass keiner wegschauen konnte. Und es wurde der Regenbogen geboren!
Dann sprach der Haselbaum krönend:
Als Geschenk für Euer Kommen und die Großzügigkeit bei den „Spenden“ für die „Gute Sache“ dürft Ihr dieses warme Licht und die Glücksgefühle auslösenden Regenbogenfarben in Euren Seelen mit nach Hause nehmen:
An tristen Tagen, an denen Ihr friert und zweifelt, denkt einfach an Heute zurück – und es werden sich Wärme und Geborgenheit in Euch ausbreiten.
Habt Ihr an manchen dunklen Tagen nicht genug Licht zum Wachsen und Gedeihen, holt Euch vor Euer drittes Auge die Farbenpracht des Regenbogens zurück – und es wird ein Leuchten aufgehen, das Euch nährt.
Ist Euch eines windigen Tages nach einer zuverlässigen Stütze, denkt an die „Gute Sache“ zurück, die Ihr heute geformt und gestärkt habt:
Eure Freundschaft!
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