Renata Mierzejewska über das Erwachen der weiblichen Urkraft – Interview Teil 1

Was ist Weiblichkeit? Mit Renata Mierzejewska glaube ich eine Frau gefunden zu haben, die mir diese Frage beantworten kann. Heilpraktikerin, Sozialpädagogin und eine Weiblichkeit ausstrahlende Frau leitet seit über zehn Jahren Frauenkreise und gibt Seminare zum Thema weibliche Urkraft. Wer, wenn nicht sie – wann, wenn nicht jetzt: ein Interview.

Auf der Suche nach der Weiblichkeit – eine Begegnung

Wann hast du dich gefragt, was Weiblichkeit ist, und was hat dich als Frau „geweckt“?

Das eine Erweckungserlebnis gab es nicht – aber zwei Schlüsselereignisse, die den Grundstein für meine heutige Tätigkeit als Seminarleiterin gelegt haben. Das eine – und das wichtigste! – war die Begegnung mit meinem Mann. Auf seinem Weg als spiritueller Lehrer hatte er eine Vision: Eine Partnerin wird in sein Leben treten, die seine Arbeit vollkommen machen wird. Er hatte das Gefühl, dass er als Mann – auch bei seiner Arbeit – durch etwas „ergänzt“ werden muss. Als wir uns kennenlernten und zusammenkamen, habe ich relativ schnell bei seinen Seminaren zur Körperintelligenz mitgewirkt. Doch als Co-Trainerin hatte ich mich bei seiner spirituellen Arbeit „fehl am Platz“ gefühlt.

So hat sich mir schon bald ein tiefer Schmerz gezeigt, ja die Angst, diesen EINEN Platz im Leben nicht zu finden – meinen Platz. In diesem Moment habe ich mir die wichtigste Frage überhaupt gestellt, gefolgt von einer tiefeinschneidenden Erkenntnis:

Was habe ich, was mein Mann nicht hat? Die Gebärmutter – und damit meine Weiblichkeit!

Auf einmal wurde mir klar, dass ich bei unserer gemeinsamen Arbeit den weiblichen Part übernehmen soll. So wurde ich zum ersten Mal mit dem Thema „Weiblichkeit“ konfrontiert und musste mich fragen:

Was ist Weiblichkeit überhaupt?

Diese Frage löste beinahe ein Schamgefühl in mir aus: Ich war 33 und wusste als Frau nicht, was Weiblichkeit bedeutet

Ab diesem Zeitpunkt hat sich der Fokus meines Bewusstseins geändert. Und wenn man auf dem richtigen Weg ist, fängt das Leben an, zu unterstützen. Ich bekam immer wieder wichtige Hinweise und begegnete „richtigen“ Menschen. Habe viel über die Weiblichkeit gelesen – weil ich sie auch vom Kopf her verstehen wollte. Diese Richtung fühlte sich großartig an; ich war inspiriert und befeuert, über das Thema „Was ist Weiblichkeit?“ immer weiter zu forschen, in diese magische Energie immer tiefer einzutauchen …

Das Erwachen der Weiblichkeit – Die Einweihung

Das zweite Schlüsselerlebnis ließ nicht lange auf sich warten. Eines Tages gaben wir ein Seminar in einer Massageschule. An dem Tag war ich übermüdet und wünschte mir, bei einer Massage zu entspannen. Zudem war der Hauptmasseur – und der Inhaber der Schule – dafür bekannt, traumhafte Seminare zu geben und wunderbare Massagen zu machen. Ich hatte großes Glück: Ein Termin bei ihm war noch frei. Bei dieser Massage passierte etwas, was die Richtung meiner Tätigkeit noch genauer definierte.

Der Masseur war in Wirklichkeit ein großer Kahuna – ein Meister seiner Sache. Während seiner Massage konnte er die aktuellen Energien seines Klienten durch seinen Körper gleiten lassen und so einen gewaltigen heiligen Raum eröffnen. Schon nach wenigen Minuten spürte ich, dass es keine Entspannungsmassage sein wird. Da ging was Magisches vor. Ich erlebte alles wie durch einen Schleier, als wäre ich in einer anderen Realität:

Ich wurde auf eine Art „Essenz“ meines Selbst reduziert. Die Essenz, die bereits existierte, bevor ich als Seele meinen menschlichen Körper „bezog“.

Meine Kundalini-Energie – also meine schöpferische Kraft – fing an, unaufhaltsam zu steigen. Ich fühlte mich so, als wäre mein reales Leben „abgeschaltet“: meine Biografie, das Menschsein, die Dualität – all das existierte nicht mehr. Ich war in einem leeren Raum, der von allem, was ich mir in meinem Leben „angesammelt“ habe, frei war. Ich wurde auf eine Art „Essenz“ meines Selbst reduziert: die Essenz, die bereits existierte, bevor ich als Seele meinen menschlichen Körper „bezog“. Diese Essenz und die präsente Energie in diesem Raum waren mir sehr vertraut. Nur meine persönliche menschliche Geschichte war wie ausradiert.

Dann fand ich mich in diesem Raum vor einem weiblichen göttlichen Wesen vor. Seine Schwingung war sehr hoch – das konnte ich mit jeder Zelle spüren. Plötzlich fühlte ich, dass ich angekommen war – in dieser kraftvollen, ja magischen weiblichen Energie. Durch diese Begegnung erinnerte ich mich an meinen wahren Ursprung; der Sinn und Zweck meines Lebens offenbarten sich mir. Von nun an wusste ich, wo MEIN Platz ist:

Ich möchte – und muss! – dieser heiligen, erhabenen weiblichen Urenergie den Rest meines Lebens dienen.

Das war für mich eine Art Erwachen in die weibliche Urkraft. Eine Antwort auf meine Frage, was Weiblichkeit ist – und auf meine Gebete, mir meinen Weg zu zeigen, wie ich der Menschheit dienen kann. Dieses Erlebnis – diese Einweihung in die weiblich-göttlich Energie – klang in mir noch Tage lang nach; ich spürte diese Schwingung in mir und musste es für mich erst verarbeiten. Doch ich war mir einer Sache noch nie so sicher, als dass ich für diese Energie alles tun würde. Und ich wusste, was ich zu tun habe, nur wusste ich vorerst nicht, wie …

Die Reise der Weiblichkeit endet nie

Wir alle sind voller nicht-geweinter Tränen.

Ab dieser Zeit war ich bei den Seminaren von meinem Mann an MEINEM Platz: Ich war der weibliche Pol. In meiner neuen „Rolle“ habe ich für ihn und für die Seminar-Teilnehmer die heilenden Räume eröffnet und gehalten. Und je mehr ich mich dieser Aufgabe hingab, desto großartiger wurde unser spirituelles Wirken.

Später fing ich an, meine eigenen Weiblichkeitsseminare zu geben. Auf einmal ergab alles, was ich im Leben erfahren oder erlebt habe, einen Sinn. Und die Weiblichkeit hat sich mir immer mehr erschlossen – in all ihren unzähligen Facetten.

Nun wirken wir in Frauenkreisen gemeinsam: Wir eröffnen Räume, in denen wir uns heilen und neu gebären können. Diese Reise der Weiblichkeit endet nie – es kommen immer neue Aspekte hinzu. Und die Weiblichkeit entfaltet sich wie eine wunderschöne Blume, die immer mehr Platz im Leben jeder Frau einnimmt.

Zurück zur Frage „Was ist Weiblichkeit“: Wie können wir sie in Worte fassen?

Sie ist unbeschreiblich! Alle Versuche, die Weiblichkeit zu beschreiben, sind zum Scheitern verurteilt. Denn sie ist so vieles. Sie hat so viele Gesichter, wie viele Frauen es auf der Welt gibt. Wie soll man eine Göttin beschreiben, die so groß ist?

Weibliche Eigenschaften – welche sind das?

Erdverbundenheit ist das größte und wichtigste Erbe, das wir Frauen haben.

Weibliche Eigenschaften: Diese Liste bringt dich zu dir selbst.
Was ist Weiblichkeit? Sie hat so viele Gesichter, wie viele Frauen es gibt … Foto: © Olesya Prisyazhnaya

Lass es uns versuchen, weibliche Eigenschaften in einer Art Liste zusammenzutragen 🙂.

Es würde zu lange dauern, alle weiblichen Eigenschaften zu listen, um zu beschreiben, was Weiblichkeit ist. Hier sind nur einige wenige davon – und wie sie sich anfühlen:

      • Verletzlichkeit: Wenn ich verletzlich bin, bin ich sehr intim mit mir selbst. Und sehr stark an meiner Verwundbarkeit dran. In dieser Situation sind alle meinen Verteidigungs- und Kontroll-Mechanismen abgelegt. Das, was auf mich zukommt, geht durch mich hindurch. Verletzt sein ist wieder etwas anderes und bedeutet: mit dem, was durch mich hindurchgeht, in Widerstand zu gehen und eine Blockade zu erschaffen. Verletzlich zu sein bedeutet jedoch, zu fühlen: „Wow, das hat mir weh getan, doch ich habe geweint und meine Trauer damit ausgedrückt. Und ich bin „am anderen Ufer“ meines Selbst an meine Medizin herangekommen: an mein Mitgefühl.“
      • Weichheit: Der weibliche Körper ist weich. Eine Frau, die sich entspannt, ist immer weich. Und in dieser Weichheit ist unglaubliche Stärke verborgen. Denn es tut jedem gut, sich an die Weichheit anzuschmiegen.
      • Berührbarkeit: Masken fallen lassen, Kontrolle aufgeben, transparent werden – das bedeutet Berührbarkeit. Durch die vielen Verletzungen, die wir über Generationen hinweg mittragen, haben wir uns viele Verteidigungsmechanismen, ja eine dicke Schutzschicht zugelegt. Wenn sich diese Schicht wandelt, entsteht deine Medizin – für dich und für die Welt. Wenn du berührbar bist, lässt du das Leben unmittelbar an dich ran. Das heißt: mit einer Freundin zu lachen, wenn sie für sich etwas Großes erschaffen – und mit ihr zu weinen, wenn sie gerade etwas verloren hat. So bin ich fürs Leben erreichbar und lasse alles durchfließen.
      • Wildheit: Sie ist unsere zweite Natur. Ich liebe das Bild dieser weiblichen Eigenschaft, wie es uns die mongolischen Schamaninnen vorleben. Sie treffen sich monatlich am Lagerfeuer, reißen sich die Kleider vom Leib, tanzen nackt ums Feuer und schreien wild. Und gehen dann komplett „gereinigt“ nach Hause. So ist Wildheit etwas Ursprüngliches, etwas sehr Echtes und Lebendiges, was zwischen dem Schoßraum und der Mutter Erde stattfinden – also in den unteren Chakren. Diese Energie ist total und hat die Kraft, das Korsett, das uns über Jahrtausende hinweg angelegt wurde, zu sprengen. Es ist eine heilige Kraft, mit der wir lernen müssen umzugehen. Weil sie auch sehr verletzend sein kann – wenn sie zum Beispiel durch die Blockaden durchfließt und ins Täter-Bewusstsein geht. Aber in ihrem Ursprung ist es eine pure Lebenskraft, in der sich Frauen sehr zu Hause fühlen.
      • Sinnlichkeit: Das ist die Fähigkeit, das Leben über deine Sinne und deinen Genuss zu empfangen. So gehen Sinnlichkeit und Genussfähigkeit zusammen. Etwas mit allen Sinnen zu erleben und zu genießen – auch die eigene Sexualität –, ist die pure Sinnlichkeit. Sie ist sehr körperlich: Fühlst du deinen Körper nicht, bist du von diesem weiblichen Attribut abgetrennt. Sage darum JA zu deinem Körper!
      • Erdverbundenheit: Sie geht durch den Schoßraum und ist das größte und wichtigste Erbe, das wir Frauen haben. So wie die Erde sich selbst geboren hat, gebären auch wir unsere Kinder. Und wir sind eins mit ihr. Wenn du erdverbunden und in dir verwurzelt bist, kann dich der große kollektive Schmerz, der gerade sehr spürbar ist, nicht „überschwemmen“ und „wegspülen“. Die Erdverbundenheit bietet dir einen Raum in dir selbst, in dem dieser Schmerz heilen kann – sie gibt dir Geborgenheit und Stabilität in dir.

Gibt es eine weibliche Eigenschaft, die wichtiger als andere ist?

Nicht wirklich. Und doch ist Weiblichkeit vor allem die Verbundenheit: Sie ist eine vernetzende, fühlende, kontaktfähige Kraft. Wir erleben gerade hautnah, was der Verlust dieser Fähigkeit in der Welt angerichtet hat: die Trennung – voneinander und von sich selbst. Und aus dieser Trennung entsteht das meiste Leid.

Aus der Trennung von der Erde bringen wir sie, unsere Mutter, um. Aus dem fehlenden Kontakt zum Partner können wir nicht die Beziehung mit ihm heilen. Fehlt dir der Kontakt zu dir selbst, lebst du dein Leben eingeengt, in „kleinen Räumen“, statt es in unendlich großen Räumen zu feiern. So ist die Kontaktfreudigkeit etwas sehr Weibliches.

Eine wichtige weibliche Eigenschaft ist zudem die Leichtigkeit: Es ist für uns Frauen sehr leicht, uns zu verbinden. Vor allem, wenn wir merken, dass wir für ein und dieselbe Sache brennen. Denn wir wissen: Unsere Kräfte zu bündeln bedeutet, viele neue Kräfte in Bewegung zu bringen. Darum brauchen wir im Alltag andere Frauen. Und wenn wir mal von dieser kraftvollen, heilenden und schöpferischen Energie gekostet haben, gibt es keine Konkurrenz und kein Ego mehr, das zwischen uns steht.

Vollende bitte den Satz: „Weiblichkeit ist …“

Und das Schönste ist für mich, dass das Weibliche oft mit dem mystischen Licht beschrieben wird. Weil sie „verschleiert“ ist. Weil sie magisch und unergründlich ist. Und es ist auch spannend, dieses Geheimnisvolle zu erhalten. Denn es darf für die Weiblichkeit keine Definition erschaffen werden, der später alle Frauen nachjagen …

Weiblichkeit vs. Emanzipation: Was ist der Unterschied?

Frauen verwandeln sich manchmal zur Pandora-Büchse.

Manche können den Begriff „Weiblichkeit“ nur schwer vom Begriff „Emanzipation“ unterscheiden. Und doch ist es leichter, als gedacht – denn das sind zwei Parallelwelten. Den Unterschied erkennt man leichter, wenn man auf die Zeit der Emanzipation zurückblickt und den Zusammenhang zwischen den beiden Begriffen sieht.

Eine Energie, die lange unterdrückt ist, findet sich nicht in der Mitte, sie findet sich im Gegenteil – in der Extreme. Emanzipation war eine Bewegung gegen die männliche Energie, aus der Wut und Unterdrückung heraus. Nach der langen Phase, in der Frauen alle Rechte entzogen wurden, entstand eine Entwicklung vom Opfer zum Täter. Die verletzte Frau hat also einen Raum für ihre Heilung gebraucht. Und die Phase der Emanzipation war ein „Weg in die Freiheit“, in der die Heilung der wahren Weiblichkeit erst stattfinden kann.

Und nun zurück zur Weiblichkeit: Eine Frau, die ihre Weiblichkeit geheilt hat, hat eher Sehnsucht nach einem Mann, nach der männlichen Energie – der sogenannten Shiva-Kraft.

 Stellt die gelebte Weiblichkeit in irgendeiner Form „Gefahr“ für Männer dar?

Wenn eine Frau in ihre weibliche Kraft erwacht, besteht keinerlei „Gefahr“ für Männer :-). Genau das Gegenteil findet statt: Eine weibliche Frau ist in der Lage, dem Mann das Paradies auf Erden zu bieten! Es kann lediglich dann problematisch werden, wenn der Mann einer „erwachten Frau“ in seinem Wachstum starr bleibt, während die Frau eine bestimmte Veränderung durchläuft. So mag es tatsächlich zu einer Trennung kommen, wenn sich eine Frau auf ihre Heilung völlig einlässt und sich von ihrem Mann etwas wünscht, was er ihr nicht geben kann. Weil er bei dieser Heilung einfach nicht mitgegangen ist.

Natürlich fällt es nicht jedem leicht, eine Frau mit all ihren Emotionen und ihrer Aufgewecktheit anzunehmen – Männer können dieser Energie eben nicht immer folgen. Denn wir sind in unserer Emotionalität ehrlich: Wenn wir traurig sind, dann sind wir tottraurig; wenn wir wütend sind, dann eben mit voller Kraft. Frauen verwandeln sich halt manchmal zur Pandora-Büchse 😉 . Und gerade diese emotionale Bewegtheit ist einem Mann oft zu lebendig.

Was wir als Frauen für uns lernen können, ist, den Mann in solchen Situationen nicht zum Opfer zu machen. Und Männer dürfen lernen, vor unserer Emotionalität keine Angst zu haben, sondern uns einen liebevollen Raum zu halten. Die Belohnung: Unsere Emotionen legen sich schneller und es kommt wahnsinnig viel Dankbarkeit und Zuneigung zurück. Denn dann fühlt sich die Frau angenommen; sie gewinnt immer mehr an Vertrauen und kann sich der Beziehung immer mehr hingeben.

Vielen Dank, liebe Renata, für diesen durchaus gelungenen Versuch, die weibliche Kraft in Worte zu fassen und die für uns so wichtige Frage zu beantworten: „Was ist Weiblichkeit?“

Hier erfährst du mehr über Renata Mierzejewska und Ihre spirituelle Arbeit für das Erwachen der weibliche Urkraft.

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Titelbild: ©Renata Mierzejewska

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