„Deine Heilung geht mit der Ahnenheilung einher“: Medizinfrau Shani Kangaga im Interview – Teil 3

Warum ich Ahnenarbeit für bedeutsam halte? Meine Ahnen führen mich nicht nur zu meinen Wurzeln zurück. Sie besitzen die Kraft, die fehlenden Puzzle-Teile meines Selbst „beizusteuern“, mir meine Potenziale aufzuzeigen. Denn sie sind nicht nur meine Vergangenheit. Meine Ahnen sind ein Teil meines Jetzt und auch meiner Zukunft – und somit ein Teil von mir.

Was Ahnenarbeit ist und wie sich dich bei deiner Persönlichkeitsentwicklung unterstützt

Für mich persönlich sind die Ahnen ein großer Anker im Leben. Ein weiser Wegweiser. Ich bin damit aufgewachsen und kenne es nicht anders, als meinen Alltag mit meinen Ahnen zu teilen: Sie sind meine Helfer in allen Lebensphasen. Es ist nicht DER Weg, den jeder gehen soll und muss. Doch für mich ist dieser Weg ein Herzensweg.

Shani Kangaga – Medizinfrau, Ethnologin und Autorin

Wie fandest du deinen Weg zu den Ahnen und zur Arbeit mit ihnen?

Ahnen waren schon immer präsent in meinem Leben, und die Arbeit mit ihnen war – und ist! – etwas ganz Normales. So sagte ich mal mit vier Jahren zu meiner Mutter, ich bräuchte Kerzen und müsse diese anzünden, damit „meine Geister“ wissen, wo ich bin …

Bereits in meiner Kindheit meditierte ich oder ging in Trance, um in die geistige Welt zu reisen. Keiner gab mir eine Anleitung dafür: Ich fing einfach ganz intuitiv damit an, meine Konzentration zu schulen und meine Intuition zu trainieren. Auch träumte ich oft von den Ahnen oder sprach mit den Spirits der Bäume. Denn alles war für mich beseelt; alles hatte einen Geist; alles war Leben. Eine wirkliche Trennung zwischen geistiger Welt und unserer alltäglichen Realität gab es für mich nie. Und ich war sehr enttäuscht, als ich schließlich verstand, dass nicht jeder Mensch diese Welt so wahrnehmen kann wie ich.

Mit 19 folgte ich dann dem Ruf meiner Ahnen nach Kenia. Dort erfuhr ich meine traditionelle Initiation zur Ahnenarbeit und wurde Medizinfrau. Doch auch das war anders als in der Schule, wo jemand vor dir steht und dir alles beibringt. Ich wurde einfach ins kalte Wasser geschmissen. Natürlich hielten meine Lehrerin Mama Fatuma und andere Medizinleute den Raum für mich. Doch „schwimmen lernen“ musste ich selbst. Auf diesem Weg ging ich durch Ängste, Krisen, Kummer, Schmerz und Krankheiten. Ich ging durch Initiationen, die sogenannten Übergangsriten, um ein bestimmtes Wissen von meinen Ahnen zu empfangen und dieses in mein Leben zu integrieren.

Was ist Ahnenarbeit im spirituellen Sinne?

Wenn du in die Vergangenheit siehst, erkennst du die Zukunft.

Dieses Sprichwort der westafrikanischen Ethnie Ashanti sagt genau das aus, was Ahnenarbeit ist: Wenn wir das Wissen unserer Ahnen in Erinnerung behalten, werden wir all die Optionen der Gegenwart und Zukunft erkennen.

Für mich persönlich ist die Ahnenarbeit meine Verbindung und Beziehung mit meinen Vorfahren, mein Kontakt zu ihnen. Wobei ich den Begriff „Ahnenarbeit“ für zu schwammig halte: Die Ahnen sind kein esoterisches Konzept. In vielen traditionellen Kulturen werden die Ahnen geehrt – und damit wird die Vergangenheit wertgeschätzt. So erfuhr ich es auch im afrikanischen Busch: Die Ahnen waren ständig ein Teil des Alltags. Wenn wir beispielsweise gegessen und getrunken haben, wurde immer ein Teil der Speisen an die Ahnen geopfert. Die Ehrung der Ahnen war also kein alter Aberglaube, keine Religion und kein spirituelles Geheimwissen. Vielmehr war es ein Ausdruck der tiefen Demut vor dem Leben selbst.

Wenn ich also mit den Ahnen arbeite, geht es um Respekt und Wertschätzung: für das Leben, die Umwelt und Natur, für die Gemeinschaft und die Menschen – die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen. Es geht ums Spüren und Fühlen, ums Teilen und Mensch-Sein, um Bewusstsein. Ahnenarbeit ist eine tiefe Verbindung zu unserem Körper und unserer Seele. Und dadurch zu allem, was ist.

Was bewirkt Ahnenarbeit in meinem Leben?

Die Ahnen stärken deine Wurzeln, sodass du wachsen kannst – auf allen Ebenen. Denn wenn du in Kontakt mit deinen Ahnen trittst, trittst du in Kontakt mit dir selbst. In dem Moment, in dem du eine Kerze für deine Vorfahren anzündest und deine lichten, liebevollen, gütigen und starken Ahnen einlädst, schaffst du einen sicheren Raum, in dem du ganz du selbst sein und viel Heilung erfahren kannst.

Ahnenarbeit ist außerdem ein Weg zu deinem Potenzial: Denn all das Wissen der Ahnen ist in deinem Körper gespeichert. Und stell dir vor, du kannst auf dieses Wissen, auf diese Kraft und Medizin zurückgreifen! Du kannst sie im Hier und Jetzt nutzen und leben – und so auch die Zukunft deiner Kinder und Kindeskinder wertschätzend beeinflussen!

Wie Ahnenarbeit geht

Ich liebe meine Ahnen, denn sie sind meine Familie. Sie standen mir immer hilfreich zur Seite, wenn ich Entscheidungen treffen musste. Meine Ahnen lieben mich und wollen das Beste für mich – ich bin ihre lebende Nachfahrin.

 Wie arbeitest du mit deinen Ahnen?

Meine Ahnenarbeit ist ganz einfach, greifbar und meist sehr sanft. Es ist kein großer Hokus Pukus, den ich da durchführe. So besteht meine Arbeit mit den Ahnen im tagtäglichen Austausch mit ihnen:

      • Manchmal kommen die Ahnen zu mir, um mir etwas Wichtiges mitzuteilen.
      • Immer wieder „reise“ ich in die geistige Welt, um Dinge dort zu klären.
      • Falls ich sehr klare Botschaften von den Ahnen haben möchte, gehe ich in Trance.
      • Gerne mache ich auch Zeremonien, in denen die Ahnen durch mich sprechen.

Dabei arbeite ich nicht mit irgendwelchen Vorfahren, sondern mit meinen heilen, weisen und lichten Ahnen, die Medizinleute, Heiler, weise Großmütter und Großväter waren – und in gewisser Weise immer noch sind. Denn sie besitzen die wahre Kraft und das Urwissen vieler Generationen.

Zu meiner Art Ahnenarbeit gehört außerdem, dass ich einfach das Leben und den Tod respektiere und meine Ahnen ehre. Meistens gebe ich ihnen etwas, eine kleine Gabe. Die Blumen auf meinem Altar sind für sie (und für mich natürlich auch :-)) immer frisch. Und wenn ich in die Natur gehe, bin ich respektvoll: Auch das ist für mich und meine Vorfahren heilsam.

Wie verläuft eine Ahnenarbeit-Sitzung, die du anderen anbietest?

Der Zugang zur geistigen Welt ist ein Teil meiner Medizin. In einer Ahnensitzung sehe ich das Vergangene, die Gegenwart und die mögliche Zukunft des Klienten. Dafür befrage ich die Ahnen, meine und seine, über alles Mögliche und fungiere als Mittlerin zwischen den Welten, als Werkzeug der Ahnen, um Menschen auf ihrem Seelenweg zu unterstützen.

Oft erzählen die Ahnen gleich zu Beginn der Session, wie sie dich sehen. So hörst du erst mal nur zu und wartest, bis die Ahnen dich einladen, deine Fragen zu stellen. Du kannst jede Frage stellen. Aber nicht jede Frage ist relevant oder wird beantwortet. Weil du manchmal vielleicht noch nicht bereit bist, die entsprechende Antwort zu hören.

In meiner Tradition ist es respektvoll und wertschätzend, wenn man nicht mit leeren Händen zu einer Medizinperson kommt. Vor allem nicht, wenn man die Ahnen um Rat bittet. Da ich von dieser Arbeit nicht leben muss, gehe ich damit sehr frei um. Entscheide du, welche Gaben du als Fragesteller bringen möchtest. Das kann Geld sein, aber auch Tabak, Rum oder Essen – je nachdem, was die Ahnen wollen und wie es um deine Mittel bestellt ist.

Welche Themen kann ich durch die Ahnenarbeit klären?

Bei meinen Ahnen-Sessions geht es meist um ganz alltägliche Dinge: Probleme in der Beziehung oder im Job, Schwierigkeiten mit den Kindern etc. Im Grunde kann es jedes Thema sein, das dich gerade beschäftigt. Die Ahnen erzählen mir außerdem, ob körperlich alles in Ordnung ist, was du brauchst, um „wachsen“ zu können. Sie können dich auch von selbst auf deine Themen hinweisen und verraten dir auch, wie du diese lösen kannst.

Ahnenheilung: Familiäre Traumata und Generationsmuster auflösen

Allein dass die Ahnen gesehen, gespürt und gefühlt werden, ist schon heilend für sie. Denn im Gesehen-werden liegt eine sehr große Medizin.

Was genau kann ich für die Ahnenheilung tun?

Kennst du Momente, in denen du Emotionen wie Angst, Wut oder Trauer empfindest, bei denen du nicht weißt, was sie verursacht hat? Spürst du manchmal, dass du etwas in dir trägst, das nicht dir selbst gehört? Vielleicht beobachtest du Dinge in deinem Leben, die genauso bereits deiner Großmutter und deiner Mutter passiert sind – wie ein bestimmter Schmerz oder ein gewisser „Schicksalsschlag“. Das alles können Traumata deiner Vorfahren sein, die bis zu sieben Generationen zurückliegen – und dennoch dein Leben negativ beeinflussen. Und das nicht nur auf der genetischen Ebene (wie „vererbte“ Krankheiten), sondern auch auf der spirituellen und emotionalen Ebene!

Dein Leben ist also mit deiner Familiengeschichte und den Erfahrungen deiner Ahnenreihe verknüpft, sowohl mit positiven als auch mit negativen. Und das Bewusstsein deiner Ahnen ist auch in deinem Leben präsent. Darum bedeutet Ahnenarbeit auch, solche familiären Traumata ins eigene Bewusstsein zu holen und sie aufzulösen. Stellst du dich dieser Arbeit, heilst du nicht nur dein Leben und das der Generationen nach dir. Damit geht auch die Ahnenheilung einher und deine Ahnen sind dir dafür sehr dankbar.

Was kann ich sonst noch durch die Ahnenarbeit auflösen und heilen?

Generationsübergreifende Familienmuster können ebenfalls unbewusst dein Leben prägen und beeinflussen. Diese wiederholen sich von Generation zu Generation, indem jeder so handelt, wie einst seine Eltern handelten – ohne es zu hinterfragen. Nichts spricht dagegen, wenn es gesunde Werkzeuge und Kompetenzen sind. Aber was ist mit destruktiven Verhaltensmustern, die an Kinder weitergereicht werden? Wenn Menschen nach „Traditionen“ agieren, die ihnen zwar familiär vorkommen, die aber „ungesund“ sind? Bei der Ahnenarbeit kannst du solche negativen Familienmuster erkennen. Was dann zu tun ist, ist dieses Bewusstsein wertzuschätzen und die Entscheidung zu treffen, es ggf. anders zu machen.

 Ich kann sehen, wo Ahnenheilung notwendig ist oder frage die Ahnen, was geheilt werden muss. Doch tiefgehende, sehr prozessbezogene Ahnenheilung-Sitzungen gebe ich derzeit nicht. Meine Aufgabe ist es momentan, die Menschen an ihre Wurzeln zu erinnern. Auf diesem Weg teile ich mein Wissen aus Afrika mit ihnen und erzähle auch meine Geschichte. Denn ich möchte sie inspirieren und ermutigen, den Weg zu den Ahnen und somit zu sich selbst zu gehen.

Ahnenarbeit selber machen

Du bist der Schlüssel für die Ahnen; du bist ihr Erbe. Durch deine Handlungen setzt du den Kurs für die nächsten sieben Generationen. Was du versäumst zu heilen, überträgst du auf deine Kinder und Kindeskinder.

Wie kann ich selbst mit meinen Ahnen arbeiten?

Wie du siehst, bedeutet Ahnenarbeit auch eine harte Arbeit an dir selbst. Um mit deinen Ahnen zu arbeiten, kannst du viele dir bereits bekannte Werkzeuge nutzen – je nachdem, was dich persönlich mehr anspricht:

      • Zeremonien und Rituale
      • Coaching
      • Yoga
      • Meditation
      • Tanzkurs
      • Kreativ-Workshop
      • Psychotherapie

Vielleicht gehst du eines Tages wie ich auf eine Ahnen-Reise, um deine Ahnenreihe kennenzulernen und deine Medizin zu entdecken.

All das sind Mittel und Wege, um mit dir selbst und deinem Körper in Kontakt zu kommen. Und diese Verbindung zu dir selbst ist ein Schlüssel zu deinen Ahnen – und zu dem Potenzial, das sie für dich parat halten. Denn in allem, was dein Herz berührt, auch in deinen Talenten, steckt Medizin, die deine Seele heilt.

Was kann ich sonst für meine eigene Heilung und die Ahnenheilung tun?

Manchmal sieht Heilung anders aus, als wir es uns vorstellen. Wir denken, heil zu sein oder spirituell zu leben bedeutet, keine Probleme mehr zu haben. Doch heil sein bedeutet, in Balance zu sein – und diese Balance immer wieder zu erneuern. Wie du es anstellen kannst?

      • Fange klein an und schaffe dir Raum dafür.
      • Nimm dir die Zeit der Stille, die du brauchst, um dich zu spüren, zu fühlen und deinen Gefühlen zu vertrauen.
      • Lerne dich zu konzentrieren, zu zentrieren, zu erden und dein Herz zu öffnen.

Tue so oft wie möglich Dinge, die deine Seele erfreuen, die deinen Geist anheben. Und du bist auf dem direkten Weg in deine Heilung – in deiner Vorfahren –, in dein Ganzwerden. Und wenn du möchtest, stehen dir deine Ahnen mit Rat und Tat zur Seite.

Danke für das inspirierende Interview, liebe Shani Kangaga!

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Titelbild: © Jeremy Bishop Unsplash

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